Das Auto

Es handelt es sich hier um einen Jaguar 3.8 S aus dem Jahr 1966. Für dieses Modell, das von 1963 bis 1968 produziert wurde, bürgerte sich schon früh die Bezeichnung Jaguar S-Type 3.8 Litre ein.

Technische Daten

Motor:6-Zylinder Reihenmotor, vorn längs eingebaut
zwei obenliegende Nockenwellen
Hubraum 3.781 ccm
Bohrung 87 mm
Hub 106 mm (also ein so genannter „Langhuber“)
Verdichtung 8:1
2 SU-Vergaser Typ HD6
Max. Drehmoment:325 Nm bei 3.000 1/min
Leistung:220 PS (= 162 KW) bei 5.500 1/min
Fahrleistungen:Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 10,2 Sek.
Höchstgeschwindigkeit 200 km/h
Kraftübertragung:Heckantrieb, manuelles 4-Gang-Schaltgetriebe, vollsynchronisiert mit elektrisch zuschaltbarem Overdrive
Fahrwerk:Einzelradaufhängung vorne und hinten
Servolenkung
Scheibenbremsen rundum, hinten innenliegend
Reifengröße 185 HR15 91H
(Vredestein Sprint Classic)
Maße und Gewichte:Länge: 4,77 m
Breite: 1,69 m
Höhe: 1,38 m
Radstand: 2,73 m
Leergewicht: 1.730 kg
(betriebsbereit, d.h. inkl. Benzin u. Fahrer)
Zulässiges Gesamtgewicht: 2.030 kg
Tankinhalt:2 separate Tanks à 32 Liter = 64 Liter insgesamt
(am Armaturenbrett elektrisch umschaltbar)
Benzinverbrauch:ca. 15-20 Liter Super Plus / 100 km
(exakte Werte im Spritmonitor)
Die obigen Daten wurden den Fahrzeugpapieren und der Bedienungsanleitung des Autos entnommen. Darüber hinaus wurde — auch für die weiteren inhaltlichen Fakten auf dieser Seite — der sehr gut recherchierte Wikipedia-Artikel über den S-Type zu Rate gezogen, wovon auch eine leider wesentlich informationsärmere deutsche Version existiert.

Sonderausstattungen

Der vorgestellte S-Type verfügt aktuell über folgende Extras:
— Servolenkung
— Chrom-Speichenräder mit Zentralverschluss
— Moto-Lita Holz-Sportlenkrad
— Vergrößerter Wasserkühler mit elektrisch zuschaltbarem Lüfter
— Kopfstützen vorn
— automatische Dreipunkt-Sicherheitsgurte vorn
— statische Zweipunkt-Sicherheitsgurte hinten
— Radio
— Feuerlöscher
— zweiter Außenspiegel rechts

Die Ledersitze (hier in rot) sowie die Edelholzausstattung waren beim S-Type immer serienmäßig.

Modell-Geschichte

Zu Beginn der 1960er Jahre hatte Jaguar mit dem Mk II (sprich „Mark Two“) die schnellste Serienlimousine der Welt im Programm. Dabei handelte es sich um einen kompakten und sehr sportlichen Viertürer der Mittelklasse, der in der Modellhierarchie in etwa den Platz einnahm, den heutzutage 3er BMW, Mercedes C-Klasse oder Audi A4 innehaben. Die Fahrleistungen dieses Wagens mit seinem 220 PS starken 3,8-Liter-Motor lagen auf dem Niveau zeitgenössischer Sportwagen vom Schlage eines Porsche 911, denn er erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von über 200 km/h!

Jaguar Mk II (Foto: Lothar Spurzem, commons.wikimedia.org)

Das nächstgrößere Jaguar-Modell war der Mk X (sprich: Mark Ten), der eindeutig der Oberklasse, also vergleichbar dem heutigen 7er BMW, der S-Klasse von Mercedes bzw. dem Audi A8, zugerechnet werden muss. Der Mk X, der ab 1966 in Modell 420 G umbenannt wurde, war nicht nur deutlich schwerer und ausladender als der Mk II, sondern auch wesentlich teurer. Dieses Modell war zu seiner Zeit vielfach als Chauffeurfahrzeug im Einsatz.

Jaguar 420 G (Foto: Brian Snelson, commons.wikimedia.org)

Zwischen diesen beiden Modellen, dem Mk II und dem Mk X, klaffte also eine deutliche (Markt-)Lücke, denn diejenige Käuferschicht, die sich einen Wagen wünschte, der günstiger und kompakter als der Mk X, aber gleichzeitig komfortabler als der Mk II war und sowohl für Passagiere als auch Gepäck deutlich mehr Platz als die kleine Sportlimousine bot, fand bei der Firma Jaguar kein entsprechendes Modell und suchte dementsprechend oft die Ausstellungsräume der kontinentaleuropäischen Konkurrenz wie z.B. von Mercedes auf.

Also ordnete der Jaguar-Gründer Sir William Lyons zu Beginn der 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts die Entwicklung eines neuen Modells an, das in der oberen Mittelklasse angesiedelt war, etwa vergleichbar der heutigen 5er-Baureihe von BMW, der Mercedes E-Klasse oder dem Audi A6. Das neue Auto, das später die Modellbezeichnung Jaguar 3.4 S bzw. 3.8 S bekommen sollte, erfüllte die oben genannten Kundenwünsche voll und ganz. Durch die Verwendung der beiden größeren Motoren, die auch im Mk II zum Einsatz kamen, bewegten sich die Fahrleistungen in etwa auf demselben Niveau wie bei dem kleineren Modell, aber der Innenraum bot wesentlich mehr Platz. Der hintere Fußraum war deutlich größer und die Heckscheibe stand steiler, woduch die hinten sitzenden Passagiere nun deutlich mehr Bein- und Kopffreiheit genossen.

Gleichzeitig sollte das neue Modell aber auch eine wesentlich bessere und sichere Straßenlage als der Mk II bekommen, dessen hintere an Blattfedern geführte Starrachse so manchen Fahrer vor große Probleme stellte, wenn er ein wenig zügiger unterwegs war.

Produktionszahlen

In Coventry, England entstanden bei Jaguar in den Jahren von 1963 bis 1968 genau 25.171 S-Types, davon 15.135 mit dem stärkeren 3,8-Liter-Motor, davon wiederum nur 5418 Fahrzeuge mit Linkslenkung, wovon nur sehr wenige den Weg nach Deutschland fanden. Die meisten Fahrzeuge dieses Typs wurden in die USA, in die Schweiz und nach Schweden exportiert, wohin auch das hier präsentierte Auto als Neuwagen ausgeliefert wurde.

Neuwagen-Preise

Wer in den 1960er Jahren einen Jaguar S-Type 3.8 Litre fahren wollte, musste in Deutschland dafür in der Grundausstattung 26.500 Mark an den Händler überweisen. Das entsprach im Vorstellungsjahr dieses Modells etwa 48 Durchschnittsmonatslöhnen!

Die bei unserem Auto vorhandenen Sonderausstattungen wie Speichenräder, Servolenkung, Sicherheitsgurte vorn, Radio und größer dimensionierte Reifen schraubten den Preis weiter in die Höhe, sodass man bei dem hier vorgestellten Fahrzeug von roundabout 30.000 DM ausgehen kann. Dafür musste damals ein Durchschnittsverdiener 55 Monate, also etwa viereinhalb Jahre lang arbeiten!

Solch ein Rechenexempel erklärt sehr anschaulich, warum dieses Auto zu seiner Zeit trotz des Wirtschaftswunders eine absolute Rarität auf den Straßen der Republik blieb. Zum Vergleich: Das Standard-Modell des VW-Käfers mit 1,2-Liter-Motor und 30 PS kostete damals genau 4.200 DM. Das entsprach weniger als 8 Durchschnittsmonatslöhnen. Der Jaguar war also ungefähr siebenmal so teuer wie ein Käfer!

Ein normal ausgestatteter VW Golf kostet heutzutage etwa 25.000 €. Auf die Neuzeit übertragen, würde das also bedeuten, dass der Jaguar S-Type als Neufahrzeug heute 175.000 € kosten müsste. Sicher, das sind Zahlenspielereien, aber sie geben doch einen Eindruck davon, welchen Stellenwert solch ein Fahrzeug wie der weiße Jaguar, der auf dieser Internetseite vorgestellt wird, zu seiner aktuellen Zeit hatte, nicht wahr?